Leider gibt es
kein bestes Antifouling. Jedes Produkt hat seine spezifischen
Eigenschaften und ist ein Kompromiss zwischen Schutz, Haltbarkeit,
Oberflächengüte, Optik, Fahrzeit, Einsatzgeschwindigkeit und
Standort. Natürlich gibt es für jedes komplexe Thema eine kurze
einfache Antwort – die dann aber falsch ist. Beenden Sie die Suche
nach der Eier legenden Wollmilchsau und legen Sie für sich fest was
am ehesten zutrifft.Unterschiedliche Wasserqualitäten und Temperaturen
erzeugen eine Vielzahl unterschiedlicher Bewuchsverhältnisse und
Bewuchsformen. Die Unterschiede können groß sein und oftmals reichen
nur wenige Kilometer Abstand, um extreme Bewuchssituationen
vorzufinden. Einfluss darauf haben vor allem Gewässerbelastung,
Flussmündungen, Einleitungen, Fließge-schwindigkeit und Abschattungen
durch Bäume, Gebäude oder Felsen. Die Hersteller von Antifouling
beschreiben ihre Produkte daher nur sehr allgemein, unspezifisch und
unverfänglich - alles kann sein nichts muss sein bei schnellen
Booten genauso wie bei mittleren bis schwierigen
Bewuchsverhältnissen……schlau wird man daraus sicher nicht. Besser ist es
sich umzuschauen was die anderen Liegeplatznehmer Ihres Hafens so
drauf haben und wie deren Boot dann am Ende der Saison aussieht.
So weiß man ziemlich schnell was man sicher nicht will und was
in Frage kommt.
Die Kriterien
sind jedenfalls:
das Baumaterial
Ihres Bootes (in 99% GFK)
der
Einsatzzweck (Cruisen, Speed oder Wasserschi)
die
Fahrgeschwindigkeit (schnelle Boote sind solche über 45 kmh)
die Fahrzeit
(mehr als 80% der Liegezeit im Wasser oder weniger)
der Liegeplatz
(die Donau hat schwierigste Bewuchsverhältnisse mit Kalk- und
Kieselalgen)
die Haltbarkeit
(eine oder mehr Saisonen)
die
Verarbeitung
die
Überarbeitung
die Optik (von
schwarz = gut bis weiß = weniger gut)
Nachdem das dann geklärt ist beginnt man mit dem Grundlegenden, was
steht an?
Eine Auffrischung eines vorhandenen Antifoulings
Die
Tragfähigkeit des Altanstriches überprüft man indem man mit einem
Cuttermesser im Abstand von 3mm das Antifouling gitterförmig
einschneidet, einen Tixostreifen darüber klebt und diesen mit einem
kurzen festen Ruck abzieht. Sind mehr als drei Felder ohne Farbe -
runter mit dem Altanstrich.
Wenn der
Altanstrich noch tragfähig ist und der Antifoulingtyp ebenfalls
bekannt ist, genügt in der Regel eine gründliche Reinigung und die
Applikation von zwei Anstrichen. Bei unbekanntem Antifouling zuerst
eine Grundierung mit Primocon und dann 2 Schichten Antifouling
Ihrer Wahl. Bei VC –Produkten mit VC-TAR grundieren.
Die Sanierung
des Unterschiffs
Alte Anstriche
entfernen, weiche Schichten mit Interstrip abbeizen, harte von 60
-120iger Papier schleifen oder im Extremfall
Eisstrahlen.
Schadstellen großzügig ausschleifen, mit Gelshield 200 oder
Epoxidharz grundieren und mit Watertite oder Epoxidkitt ausfüllen
und nach dem Aushärten verschleifen. Grundierung mit Primocon oder Gelshield 200
eventuell noch bis zu 4 zusätzliche Schichten wenn ein Osmoseschutz
gefordert ist. Bei VC-
Produkten statt Gelshield 200, VC-TAR verwenden.
Jetzt noch 2x
ein Antifouling Ihrer Wahl.
Ein Antifouling auf ein neues Boot
Das ist die
wichtigste Entscheidung nach dem Kauf. Einem Händler der das
als Verkaufszuckerl dazugibt würde ich schon sehr genau auf die Finger
schauen, hängt doch sehr viel von der zukünftigen Freude mit Ihrem
Boot vom richtigen Unterwasseranstrich ab. Das Boot muss mit der
üblichen Beladung und vollen Wasser- und Treibstofftanks ins Wasser
um den Wasserpass festzulegen. Danach erfolgt das um ca 3-5cm
erweiterte Abkleben der Wasserlinie, was schon eine Kunst an sich
ist, zumal die Linie doch einigermaßen passen und gut aussehen soll. Das Gelcoat muss mit 240er Naßschleifpapier matt geschliffen werden. Ein
seriöser Aufbau besteht aus mindestens einer Grundierung mit
Primocon oder 5 Schichten Gelshield 200 als wirksamer Osmoseschutz und dann
mindestens 2x Antifouling nach Wahl. VC-Tar bei VC Systemen.
Jetzt die Gretchenfrage welches Antifouling???
Polierend,
Hart, Erodierend oder Dünnschicht?
Wir bei
mibo
sind der Meinung ein gutes Antifouling muss mit schwierigen
Bewuchsverhältnissen genauso klar kommen wie mit Salz- und
Süßwasserrevieren. Weiters soll es leicht zu Überarbeiten sein und
die Leistung des Bootes nicht beeinträchtigen.
Für Sportboote bis 45 km/h müsste unsere Empfehlung bei einem
polierenden Antifouling wie Micron Extra EU liegen. Der Vorteil ist dass es sich im
Laufe der Zeit wegpoliert und ein Folgeanstrich erst nach 2-3
Saisonen notwendig wird. Hat man die Grundierung in einer
Konträrfarbe gestrichen so sieht man ziemlich genau wann es wieder
soweit ist. Der Schichtaufbau bleibt dabei relativ gering, ein
Zwischenschliff bei der Überarbeitung kann entfallen. Es ist
jedoch, und das muss jedem klar sein, ein Antifouling für
Vielfahrer. Die Aktivierungszeit der meisten Produkte liegt bei
60-80% das heißt 60-80% der Zeit im Wasser sollte das Boot in
Bewegung sein. Liegt das Boot aber die längste Zeit nur im Hafen,
so ist der Ärger schon vorprogrammiert. Sind die Wirkstoffe einmal
ausgelaugt und werden keine neuen aktiven Schichten frei poliert
bildet sich an Booten die in der Donau liegen sehr rasch eine
Schicht aus abgestorbenen Organismen, die das Antifouling mit einer
harten kalkartigen Schicht versiegelt, welche sich kaum mehr
entfernen lässt und eine gute Grundlage für neuen Bewuchs bildet.
Da die meisten
Sportboote über 45 km/h laufen applizieren wir bei Kunden von denen wir
zudem wissen dass sie ihr Boot nicht so
intensiv nutzen, Ultra 300 = Interspeed Ultra = Ultra EU, ein Hartantifouling
welches sich auf der Donau sehr bewährt hat und und selbst einen
längeren Aufenthalt im Meer bestens übersteht. Es lässt sich leicht
verarbeiten und das Unterschiff ist am Ende der Saison sehr leicht
zu reinigen. Man kann es auch einige male überstreichen ehe es
komplett entfernt werden muss. Der Vorteil des Hartantifouling ist
dass sich der Wirkstoff langsam aus der Farbmatrix löst, völlig
egal ob das Schiff steht oder fährt, und der Anstrich unempfindlich
gegen mechanische Belastung ist. Es ist auch für sehr schnellere Boote
geeignet und kann sogar im Bedarfsfall poliert werden. Auf der Donau halten unsere
Anstriche 2 Saisonen und dann überarbeiten wir mit 2 weitern
Anstrichen.
Es ist nicht ganz
nachvollziehbar warum gerade dieses Produkt jährlich
umbenannt wird obwohl es immer das Selbe ist, also
momentan Ultra 300.
Für
Aluminiumboote Boote ist unsere Empfehlung das dünnschichtige Trilux
33. Es ist semipolierend, also so ein Zwischending von hart und
polierend, bietet aber keinen optimalen Bewuchsschutz. Bei
entsprechender Grundierung ist es sehr gut für Saildrives, Z-
Antriebe und Außenborder geeignet. Trilux 33 mit Biolux ist nicht
wie andere Antifoulingfarben mit Kupferoxid formuliert, sondern
enthält Kupferthiocyanat welches das Aluminium nicht angreift
.
Für Propeller und Trieb
empfehlen wir Trilux Prop-O-Drev aus der
Spraydose allerdings muss bei blankem Metall vorher ein
Primer als Haftvermittler drauf.
Bei VC
Produkten wie dem dünnschichtigen 17M oder 17m Extra halten wir uns
zurück, ist aber für sehr schnelle Boote überlegenswert, wenn eine
superglatte Oberfläche gefordert ist. Da muss man dann die
problematischere Verarbeitung und den nur mäßigen Bewuchsschutz in Kauf
nehmen. Dasselbe gilt auch für VC Offshore wenn noch mehr Speed im
Spiel ist. Dieses System gehört dann aber in die Hände eines
Fachmanns der über die Problematik dieses Produktes genau Bescheid
weiß.
Das erodierende Cruiser
Eco kommt eigentlich nur dort zum Einsatz wo Gewässerschutz zwingend
vorgeschrieben ist.
Welcher Marke soll man vertrauen
eigentlich ist es egal, das System muss stimmen und zum Einsatzzweck
passen. Im Grunde gibt es nur ein paar handvoll Abfüller also
bekommt man meistens das selbe Produkt in das die Hersteller
ihre spezifischen Zusätze mischen. Im Internet findet man selbsternannte Antifouling-Päpste die
meinen ein Antifouling für die Berufsschifffahrt sei genauso gut für
Sportboote geeignet - naja zumindest die Basis ist die
Selbe aber in der Formulierung ist ein gewaltiger Unterschied. Meistens mischen die Werften nach Ihren spezifischen Bedürfnissen
und Revieren - diese Produkte dann im Sportbootbereich einzusetzen halten
wir für ziemlich unangebracht. Wir vertrauen da lieber auf
Produkte die speziell für den Sportbootbereich formuliert und
getestet wurden. Große Marken wie z.B. AkzoNobel können sich da große
Fehler erst gar nicht leisten.
Die von
AkzoNobel entwickelte Biolux® Technologie besteht aus einem
System organischer Biozide, die in ein spezielles Harzsystem
eingebaut sind. Dieses System ist ungleich effizienter gegen den
Bewuchs von Algen, als der reine Zusatz von Kupferoxyd.Die Biolux®
Technologie wird in Micron® Extra, Micron® Optima,
Ultra EU®, Trilux® 33 und Trilux® Prop-O-Drev verwendet.
Wie viel Antifouling benötigt man
Es gibt eine Reihe weiß Gott komplizierter Formeln zur Berechnung,
machen Sie es einfach: Bootlänge in Fuß dividiert durch 8 für 2
Anstriche oder durch 14 für einen. Bei den Grundierungen dividieren
sie für den 1. Anstrich durch 14 und jeden weiteren durch 16, das
Ergebnis ist jeweils die benötigte Menge in Liter. Nehmen Sie lieber
kleinere Gebinde denn ungeöffnet kann man diese retournieren.
Braucht man unbedingt ein Antifouling
Nein, in Trockenmarinas oder auf Liftstegen braucht man sicher kein
Antifouling und auch keinen Osmoseschutz da das Boot die längste
Zeit aus dem Wasser sein wird. Bei Liegeplätzen im Wasser ist es
unverzichtbar wenn man nicht ununterbrochen fährt, da bereits nach
einigen Wochen der Bewuchs so stark sein kann dass das Boot nicht
mehr ins Gleiten kommt oder zumindest doch deutlich langsamer ist,
bei weit höherem Treibstoffverbrauch. Wenn man nicht die Muse hat
das Boot alle 14 Tage aus dem Wasser zu holen um das
Unterwasserschiff gründlich zu reinigen - führt eigentlich kein Weg
daran vorbei.